Pastoraler Raum Korschenbroich

Auftakt der diesjährigen Trauergruppe mit Vergleich zum Bergsteigen

IMG_7864 (c) cs
IMG_7864
Datum:
Do. 25. Sept. 2025
Von:
Christoph Sochart
Mit einem ungewöhnlichen, aber überaus wirkungsvollen Ansatz startete kürzlich die diesjährige Trauergruppe: In einem einfühlsamen Vortrag wurde der komplexe Trauerprozess mit dem Erlernen und Durchführen einer Bergwanderung verglichen. Diese Metapher erwies sich als besonders praxisnah und half den Teilnehmenden, ihre eigene Trauersituation in einem neuen Licht zu betrachten.
 
Grundgedanke: Beide Reisen brauchen Zeit und Vorbereitung
 
“Trauer zu durchleben ist wie das Erlernen des Bergsteigens: Es ist ein Prozess, der Zeit, Geduld und die richtige Vorbereitung braucht”, erklärte der Referent zu Beginn des Vortrags. Genau wie niemand erwarten würde, als Anfänger sofort den Mount Everest zu bezwingen, sollten wir auch von uns nicht erwarten, unsere Trauer “schnell zu überwinden”.
 
Der Vergleich macht deutlich: Bevor wir uns daran machen, einen Berg zu erklimmen, müssen wir uns zunächst akklimatisieren. Das braucht Zeit und Geduld. Genauso wenig sollten wir von uns erwarten, unsere Trauer schnell zu überwinden. Beide Reisen erfordern Mut, die richtigen Techniken und vor allem die Unterstützung anderer.
 
Die eigenen Ressourcen kennenlernen
 
Ein zentraler Aspekt des Vortrags war die Selbsteinschätzung. Beim Bergsteigen muss man ehrlich einschätzen: Wie fit bin ich? Welche körperlichen und mentalen Grenzen habe ich? Wo sind meine Stärken?
 
In der Trauer stellen sich ähnliche Fragen: An welchen Tagen kann ich mehr ertragen? Welche Erinnerungen geben mir Kraft? Welche Bewältigungsstrategien funktionieren für mich? Diese Selbstkenntnis bildet den Grundstein für alles Weitere und hilft dabei, realistische Erwartungen an sich selbst zu entwickeln.
 
Kraft sammeln und Kondition aufbauen
 
Kein Bergsteiger startet ohne Training. Systematisch wird Ausdauer und Muskelkraft aufgebaut, beginnend mit kleineren Wanderungen bis hin zu anspruchsvolleren Touren.
 
Übertragen auf die Trauer bedeutet das: Emotionale Kraft wird durch kleine, bewältigbare Schritte gesammelt. Vielleicht ist es zunächst nur, den Tag zu überstehen. Dann eine Woche. Dann ein besonderer Tag wie ein Geburtstag. Jeder gemeisterte Tag stärkt die emotionale “Kondition” und bereitet auf größere Herausforderungen vor.
 
Wichtige Erkenntnisse für den Weg
 
Der Vortrag vermittelte sechs wesentliche Erkenntnisse, die sowohl für das Bergsteigen als auch für die Trauerbewältigung gelten:
 
Es gibt keine Abkürzung: Beide Reisen brauchen Zeit und können nicht beschleunigt werden. Jeder Schritt ist wichtig und hat seinen Sinn.
 
Vorbereitung ist alles: Sowohl Bergsteigen als auch Trauer erfordern die richtige Ausstattung und Unterstützung. Niemand sollte diese Reisen unvorbereitet antreten.
 
Gemeinschaft macht stark: Niemand sollte allein klettern oder allein trauern. Die Unterstützung anderer ist nicht nur hilfreich, sondern oft überlebenswichtig.
 
Jeder Weg ist individuell: Es gibt keinen Standardweg – nur den persönlichen Pfad, der zu einem passt.
 
Rückschläge sind normal: Schlechtes Wetter oder schwere Trauertage gehören zur Reise dazu und sind kein Zeichen des Versagens.
 
Die Aussicht lohnt sich: Beide Reisen verändern einen und schenken eine neue Perspektive auf das Leben.
 
Ein hoffnungsvoller Ausblick
 
Die Teilnehmenden der Trauergruppe zeigten sich beeindruckt von diesem Ansatz. Viele äußerten, dass ihnen der Vergleich geholfe habe, ihre Trauer nicht als etwas zu sehen, was sie schnell hinter sich bringen müssen, sondern als einen wichtigen Lebensweg, den es Schritt für Schritt zu gehen gilt.
 
Der innovative Vergleich zwischen Trauerprozess und Bergsteigen macht Mut: Er zeigt, dass auch die schwersten Wege bewältigt werden können, wenn man sich richtig darauf vorbereitet und nicht allein geht. Die diesjährige Trauergruppe ist damit bestens gerüstet für ihre gemeinsame Reise – Schritt für Schritt, mit gegenseitiger Unterstützung und der Gewissheit, dass auch der schwierigste Berg zu bewältigen ist.
 
Die Trauergruppe wird bereits zum fünften Mal gemacht von der Netzwerkkirche Korschenbroich und Partnerkirchen in Mönchengladbach.